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Von der Einfachheit des Seins – Wandern mit Kindern im Sankt Wendler Land

Ein heißer Sommertag im August. Zwei wilde Jungs und eine pubertierende Hündin wollen trotz der Sommerhitze etwas unternehmen. Die Mutter, die ich nun einmal bin, wäre mit einem kalten Zitronen-Sprudelwasser mit Minze schon zufrieden auf ihrer Terrasse im Schatten.

Aber es hilft ja nix, denn bevor diese 3-er-Bande nicht ausgelastet ist, komme ich nicht zur Ruhe!

Deshalb fahren wir zum Tiefenbachpfad, einem der wunderbaren Wanderwege im Sankt Wendler Land. Seit März wohnen wir wieder hier in meiner alten Heimat und die Wege meiner Kindheit und Jugend haben immer noch ihren Charme und Zauber.

Tiefenbachpfad, Sankt Wendler Land

Wir laufen aus der Sommerhitze und der Standhitze des Autos (das natürlich kurz vor dem Sommer die Klimaanlage aufgab) direkt in den Wald hinein. Sofort wird alles still, fast halten wir den Atem an, als uns auffällt, wie ruhig es hier ist und wie unsere Schritte auf den Steinen des Weges knirschen. Kein Mensch und Tier sind zu sehen, also laufen meine kleine Hündin und ihr liebster Menschenfreund frei und wild zusammen den Weg entlang.

Ich komme mit meinem Sohn ins Gespräch über unseren ersten Urlaub am Atlantik in unserer neuen Familienkonstellation. Wir reden und gehen gemächlich einfach vor uns hin tiefer in den Wald und intensiver werden unsere Worte.

Hier steht der Regen der letzen Nacht noch auf dem lehmigen Boden, es sind Pfützen und Furchen zu überqueren, zu überspringen. Der Schlamm spritzt hoch und meine Köcheln sind voller Spuren!

Nach einer Weile kommen wir an ein kleines Bächlein. Es flüstert und funkelt im Sonnenlicht, dass hier durch die hohen Baumkronen fällt. Magisch, fühlt es sich an! Wir zeihen unsere Schuhe aus und waten ins kühle Wasser, heben Steine mit den Zehen hoch und balancieren.

Tiefenbachpfad, Sankt Wendler Land

Der Tag mit den Kindern war nicht so leicht gestartet. Zu Beginn unseres Spaziergangs spürte ich das in allen Knochen und meine Gedanken kreisten um hunderte von Themen. Doch nun wird alles leicht in mir!

Unter mir das weiche Moos und der glitzernde Bach, mein Gesicht wendet sich der Sonne zu, ich stehe still, weite meinen Oberkörper und somit meinen Herzraum. Ich atme tief ein und aus, spüre wie die Luft, die Sonne und die Freude in mich einströmen und alles Schwere hinaus fließt. Ich fühle die Erde unter meinen nackten Füßen und denke: „Ja, Mutter Erde! Du trägst und hältst mich mit deiner Kraft und Schönheit!“.

Barfuß sich erden!

In mir hat sich eine unbeschreibliche Stille und Ruhe ausgebreitet. Als ich die Augen wieder öffne, sehe ich, wie meine beiden Kinder jeder mit sich selbst, in ein Spiel vertieft sind. Meine Hündin Ginger schnüffelt selig in meiner Nähe. Alle scheinen in ihrem Element zu sein! Mein Mini hat angefangen, sich ein Bett aus verschiedenen Moosen zu bauen und schmückt es mit wilden Blumen. Dabei redet er ganz in sich vertieft in seinem Spiel und kreiert seine eigene Welt. In diesen Momenten sehen die Gesichter der Kinder gelöst und wunderschön aus. Sie können so sein wie sie sind und sich dem Spiel hingeben. Der ältere Bruder sitzt auf einem größeren Stein und hat einen Kreis aus kleineren Steinen um sich herum gelegt. Stein um Stein wirft er in runden Bewegungen in das Wasser und blickt ihnen nach, lauscht dem Nachhall, beobachtet die Kreise auf der Wasseroberfläche. Er sitzt so abseits von seinem Bruder, dass er diesen nicht stört.

Wir verbringen fast eine Stunde an diesem Ort. Wir gehen nicht weiter, sondern blicken uns irgendwann an und entscheiden, zurück zu gehen. Auf dem Rückweg erfinden wir Geschichten zu „Wurzelhäusern“, entdecken zwei Blindschleichen und mein Jüngster „schnitzt“ im Gehen aus einem Stock mit Hilfe eines Steines einen Papagei.

Unser Weg endet an einem Blumenfeld. Ich bekomme Blumen für mein Haar von meinem kleinen Schatz und ein großes Lächeln: „Das war schön!“. Ja. Es kann so einfach sein, wenn man etwas geschehen lässt. EINFACH! Einfach schön!

2 Gedanken zu „Von der Einfachheit des Seins – Wandern mit Kindern im Sankt Wendler Land“

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