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Lehrer sein – Unsere stressvollsten Gedanken 2

 Teil 2 – Was uns von Innen gedanklich gefangen hält

„Wie soll ich das schaffen?“ Ist ein Zitat, dass immer wieder von allen Seiten in der Schule zu hören ist. Schon vor Corona und den besonderen Bestimmungen liefen wir Lehrer heiß, wie ein Uhrwerk tickend von einer Minute zur anderen funktionierend für viele Menschen gleichzeitig verantwortlich. Manchmal fühlen wir uns wie eine Marionette an unterschiedlichen Fäden hängend, an die Erwartungen geknüpft von Außen – ob Gesellschaft, Wirtschaft, Kultusministerien, Schulleitungen, Eltern, Schüler, Kollegen und unsere eigenen Familien sowie Freunde. Jeder hat ein anderes Bild „Lehrer“ im Kopf und „fordert“ förmlich, dass wir dem zu 100 Prozent entsprechen – egal ob im Negativen oder im Positiven. Dieser Druck von Außen zerrt an uns und darüber handelte der erste Teil der Reihe „Lehrer sein – unsere stressvollsten Gedanken“ hier auf dem Blog. Du kannst ihn hier nachlesen: https://kirstenkirsch.blog/2020/10/21/lehrer-sein-unsere-stressvollsten-gedanken/

Anlass dazu gab eine Umfrage unter Kollegen, die ich vor Kurzem gestartet hatte, um heraus zu finden, was uns in unserem Beruf stützt und uns ermöglicht, trotz der widrigen, äußeren Umstände unsere Berufung zu Lehren erfüllend umzusetzen. Mein eigener Weg als Lehrerin in der Sekundarstufe 1 zeigte sich als weniger steinig, je mehr ich an meinen inneren Ressourcen arbeitete. Zu meiner Zeit (2003) war es nicht üblich uns im Referendariat mit Methoden der Selbstwirksamkeit und Selbstfürsorge auszustatten. Auch im Studium habe ich davon nie gehört. Dabei ist es gerade unsere innere Haltung, die den Schlüssel für ein gesundes und erfolgreiches Lehrerleben darstellt. In den Zeiten meiner Ausbildung wurde nicht klar herausgestellt, dass wir intensiv mit Menschen arbeiten und was das bedeutet. Es ging lediglich um die Rolle des Lehrers und die Lehrer-Schüler-Beziehung aus pädagogischer Sicht. Aber für mich spielt die psychologische und soziale Komponente dabei eine große Rolle. 

Ganzheitliche, psychologische Aspekte

Denn immer dann, wenn wir intensiv mit Menschen arbeiten (was natürlich auch in der Pflege und in den Kindergärten sowie in vielen anderen sozialen Einrichtungen der Fall ist), werden wir persönlich herausgefordert. Egal wie groß unsere professionelle Distanz oder in vielen Fällen eher die professionelle Nähe ist, bietet der intensive Kontakt mit den beteiligten Akteuren ein Nährboden, persönlich zu wachsen. Im Umgang, in der „Reibung“, das heißt auch in Konflikten aller Art bekommen wir die Möglichkeit zu reifen und innerlich zu wachsen. Wir werden mit alten, ungelösten Themen konfrontiert und müssen unsere erlernte Muster reflektieren und uns immer wieder neu ausrichten.

Wie gut sind unsere Inneren Kinder integriert?

Gerade in der Schule sind die existentiellen Themen und auch Trigger sehr offensichtlich und greifbar. Deshalb wird es hier oft emotional! Unsere Kollegen und Schüler spiegeln uns unsere eigenen, ungelösten Themen, manchmal sogar Traumata. Sie erinnern uns an schmerzhafte Erlebnisse aus der Kindheit und der eigenen Schulzeit. Familie an sich ist immer ein Thema, das sehr komplex wirkt und wir erfahren sehr viel über uns selbst, wenn wir erkennen, dass wir mit gewissen Phasen unserer Schüler Probleme haben wie zum Beispiel der Pubertät. Es ist wichtig, uns immer wieder zu fragen, wenn wir besonders emotional, streng oder sogar „hart“ reagieren, wie wir selbst als Kinder oder Jugendliche in dieser Phase unseres eigenen Lebens behandelt wurden. Die Frage, was wir gebraucht hätten, kann uns als Orientierung dienen. Ich sehe häufig, wie unsere eignen INNEREN KINDER hier unsere Unterstützung brauchen, bevor wir in schwierigen Situationen ausweichen und das vermeintliche Problem auf unsere Schüler oder Kollegen projizieren. Gute Selbstfürsorge und Reflexionsfähigkeit ist hier wichtig für uns Lehrer! Deshalb wäre es auch wünschenswert, hier stärker mit Supervision zu arbeiten und die soziale und psychische Komponente des Berufes auszubauen und zu stärken.

Einer von vielen Glaubenssätzen!

Glaubenssätze – Mindset

Viele Lehrer sorgen gut für sich und ihnen ist bewusst, dass sie einen Ausgleich im Privaten brauchen. Aber manchmal ist es nicht so leicht herauszufinden, was uns selbst so sehr stresst. Es gibt Sätze in unseren Köpfen, die bei fast allen Personen, die an der Umfrage beteiligt waren auftauchten:

„Damit bin ich überfordert!“

„Ich muss alles alleine machen!“

„Ich muss allen gerecht werden!“

„Ich bin nicht gut genug!“

„Meine Arbeit wird nicht anerkannt!“

Diese Glaubenssätze sind sehr stark und es wäre spannend, sie Stück für Stück gemeinsam aufzulösen und von allen Seiten zu betrachten. Welche Methode benutze ich dazu, mir diese stressvollen Gedanken anzusehen und sie zu überprüfen? Und ja, sie sind stressvoll, denn was passiert in uns und unserem Körper, wenn wir auch nur einen davon denken? Wie behandeln wir uns selbst und unseren Nächsten, wenn wir diese destruktiven Gedanken denken? – Ich habe gelernt, diese Fragen zu stellen mit der Methode „The Work“ von Byron Katie. Mit der Hilfe von Fragen entlarven wir unsere stressvollen Gedanken selbst und kehren sie schlussendlich um. Immer wieder fragen wir uns: „Ist das wahr?“. Denn fast immer ist es ein Konstrukt aus Gedanken, „so ist es halt“, an dem wir festhalten, dass uns im Wege steht, gelassen und authentisch zu lehren und leben. Gerade uns Lehrern fällt es schwer, einzusehen, dass Gedanken nicht wahr sein müssen. Denn oft ist Denken an Wissen geknüpft aufgrund unserer wissenschaftlichen Ausbildung. Wir tappen dabei oft in eine Falle, die wir langsam und allmählich in unserem Beruf und Leben auflösen müssen, um nicht in Stress und Druck unterzugehen. Dabei erzählen wir uns immer wieder Geschichten in unserem Kopf, die nicht der Wirklichkeit, der Realität entsprechen. Aus Selbstschutz halten wir an der konstruierten Lüge fest. Das Fragesystem von Byron Katie lädt uns hier ein, wirklich tief in die Wahrheit einzutauchen und uns und unsere Muster zu hinterfragen. Ich bin immer wieder überrascht, was sich dann zeigt. Das Leben ist viel einfacher, leichter, als wir denken!

In den Aussagen oben finden sich auch starke Generalisierungen, die wir nicht nur auf uns selbst, sondern häufig auch auf unsere Schüler anwenden. „Ich MUSS ALLEN gerecht werden!“ – solche Glaubenssätze mit ALLEN, MÜSSEN, IMMER zeigen uns auf, dass wir hier ganz genau überprüfen sollten, was wirklich dahinter steckt. Ist das wahr? Ist das wirklich wahr? Zuerst muss ich mir selbst gerecht werden und das bedeutet mit Sicherheit nicht, dass ich ALLEN gerecht werden muss, sondern das Gegenteil. Das hat viel mit Selbstliebe zu tun, gut auf sich zu achten, mit Selbstfürsorge und Achtsamkeit.

Die Methode „The Work“ von Byron Katie ist etwas komplexer als hier dargestellt, aber trotzdem so simpel, dass sie völlig neue Freiheit in unseren Gedanken schaffen kann. In vielen Ländern wird „The Work“ in Schulen angewandt, nicht nur für Schüler sondern auch für Lehrer selbst und untereinander. Auf der deutschen Website zum Thema findest du eine genaue Einführung in die Methode.

Ein Punkt, der hiermit verknüpft werden kann ist die Frage, wann habe ich dies zum ersten Mal gedacht, gefühlt? Hier kann ich wieder eine Verknüpfung zur Arbeit mit dem Inneren Kind herstellen, weil wir diese Glaubenssätze oftmals aus unserer Kindheit mitbringen und viele davon in unserer eigenen Schulzeit aufgebaut haben. Also auch hier ist es für unsere psychische Gesundheit als Lehrer ausschlaggebend, uns gut zu reflektieren und immer wieder an uns selbst zu arbeiten. Somit sind wir auch ein gutes Vorbild! Wir betreiben aktive Selbstfürsorge und übernehmen Verantwortung für unser Handeln und Wirken.

In den letzen Jahrzehnten sind sehr viele Programme und Bücher zu den Themen Selbstliebe, Selbstcoaching, Selbstwirksamkeit und Achtsamkeit erschienen. Allerdings sehe ich selten eine Schwerpunktsetzung für uns Lehrer oder andere Personengruppen, die intensiv mit Kindern arbeiten. Deshalb habe ich angefangen, meine Erfahrungen und die Methoden aus meinen Zusatzausbildungen im Bereich Klang- und Entspannung in mein Coaching-Programm aufzunehmen und hier speziell für Lehrer ein Paket zu schnüren, dass unsere inneren Ressourcen stärkt und uns mit unserem Inneren in Kontakt bringt. Warum vor allem Lehrer selten therapeutische Hilfe suchen oder Supervision an Schulen häufig vernachlässigt wird, erklärt ein Artikel aus der „Psychologie Heute“ sehr gut, auf den ich nächste Woche im 3. Teil von „Lehrer sein“ eingehen werde.

Anmeldung noch offen!

In meinem Webinar „Gelassen unterrichten“, dass kommenden Sonntag stattfinden wird, werde ich nochmals auf das Thema unserer stressvollsten Gedanken und den Druck von Außen und Innen zu sprechen kommen. Es wird auch ein Methodenpool vorgestellt, wie wir eine gelassenere Haltung entwickeln können. Ich stelle zum ersten Mal mein Online-Kurs-Programm vor, dass Lehrerinnen ermöglicht, in 4 Wochen Ressourcen aufzubauen und zu stärken, eine innere Schatzkiste zu füllen um gelassener zu unterrichten. Hier ist der Link für das Webinar, das natürlich kostenlos ist:

https://authentisch-lehren.lpages.co/webinar-gelassen-unterrichten/

Außerdem kannst du dich gerne zu meinem Newsletter „Impulspost“ anmelden oder mir direkt eine Nachricht schicken, wenn du dich für den Kurs vormerken lassen möchtest, der Mitte November startet.

Wir gestalten unsere Realität selbst und haben immer die Wahl. Ist das Glas halb voll oder halb leer? Und ja, unser Schulsystem und wir als Akteure darin, befinden uns in einer Krise. Ich sehe sie als Chance, Schule umzugestalten, umzudenken und wir haben es in der Hand, mit uns selbst zu beginnen. Jetzt, gerade! Wo stehst du?

Herzlichst, Kirsten

Ein Gedanke zu „Lehrer sein – Unsere stressvollsten Gedanken 2

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