Teil 1 – Was uns von Außen stresst
Es ist kurz vor den Herbstferien und ein junger, dynamischer Integrations-Begleiter, der vor seinem Lehramtsstudium in den Beruf rein schnuppert, triggert uns Lehrer in dem er frei raus fragt: „Man, ich denke ihr mögt Schüler! Ihr redet nur von den Ferien! Warum seid ihr denn dann überhaupt Lehrer geworden?“ Ich antworte natürlich direkt: „Klar, ich liebe meine Schüler und mein Beruf ist meine Berufung, aber das ist nicht das, was uns Ferien reif macht!“ – Was es wirklich ist, dass unsern Beruf erschwert, uns stresst und teilweise in einen hohen Krankenstand treibt, erzähle ich euch heute ein bisschen.
Vor einigen Wochen schon habe ich unter Lehrern aller Fächer und Schularten eine Umfrage gestartet, die natürlich statistisch nicht repräsentativ ist, aber für mich eine wichtige Grundlage bietet, meine Unterstützung für Lehrer in meinem Coaching anzupassen und mich nicht nur auf meine eigene Erfahrung zu verlassen. Eines ist sehr offensichtlich und hat mich auch nicht überrascht, denn dass, was uns am meisten Druck macht und belastet ist bei ALLEN Kollegen auf ihrer Liste erschienen.
Insgesamt 3 Wochen lange werde ich über den Druck von Außen (Teil 1 „Was uns von außen stresst“) und die stressvollen Gedanken aus unserm Inneren schreiben. Und passend zu dem Thema wird es anschließend in der dritten Woche eine Rezension zu einem Artikel über mentale Lehrergesundheit aus dem Magazin „Psychologie heute“ geben mit praktischer Anleitung und Impulsen für mehr Gelassenheit beim Unterrichten von mir.

Unser größter Stressfaktor von Außen – Druck!
Von allen Seiten bekommen wir als Lehrer Druck. Die Gesellschaft sieht uns gerne als Prellbock und macht uns für das Verhalten der Kinder und Jugendlichen, ihre schlechten Voraussetzungen für Ausbildungen und Studien verantwortlich. Wir sind an allen Bildungsfronten zu finden und stemmen irgendwie Inklusion von Schülern mit Förderbedarf, Integration von Kindern mit Migrationshintergrund, individualisiertes Lernen von Kindern mit Besonderheiten … sind emotionale Bindungsperson vor allem im Ganztag, soziale Bezugsperson und manchmal, ja, da jonglieren wir mit Bildungsstandards, Kompetenzen, kooperativen Lernformen und den Curricula (die dann ja noch je nach Bundesland und Schulform anders aussehen). In 18 Jahren Schuldienst hat sich bei mir nicht nur 3 Mal die Schulform geändert und ich unterrichtete an Realschulen, Realschulen Plus, Gesamtschulen, Real- und Hauptschulen sowie nun an einer Gemeinschaftsschule. Sondern es sind sogar neue Fächer hinzugekommen, wie der Sprachkurs in den Fremdsprachen an den Gemeinschaftsschulen im Saarland. Und natürlich unendliche Erlasse, Vorschriften, Ordnungen sowie Gesetze!
Ich liebe Veränderungen und lasse mich im Fluss des Lebens treiben, im Vertrauen darauf, dass immer alles gut wird!
Deshalb haben mich diese Erneuerungen und Anforderungen auch selten aus der Bahn geworfen. Da ich versuche, authentisch zu unterrichten und sehr bindungs- und beziehungsorientiert lehre, konnte ich mich auf das Neue immer wieder einstellen. Aber ich kann sehr intensiv nachempfinden, dass es nicht jedem leicht fällt und es gab Phasen in meinem Leben, besonders bei persönlichen Umbrüchen, da belastete mich das psychisch auch.
Seit diesem Frühjahr 2020 sind fast tägliche Veränderungen auf Grund der Gesundheitslage weltweit auch im Schulalltag unerlässlich und oft wird kurzfristig nachgebessert oder eine neue Anordnung gegebnen. Das heisst für uns Lehrer, dass wir eigentlich rund um die Uhr erreichbar sein mussten. Wir waren und sind erreichbar für die Schulleitungen, die Infos der Ministerien. Wir waren und sind Schnittstelle für die Eltern und Schüler. JEDE dieser Gruppen hat andere Anforderungen an uns und wir versuchen, jeder gerecht zu werden. JEDE Seite erwartet, dass wir unser BESTES geben! Und wenn einer aus der Reihe tanzt, nicht abliefert (wie zum Beispiel im Online-Unterricht des Home Schoolings), dann sind es SOFORT ALLE LEHRER, die nicht arbeiten, sich ausruhen, keine digitalen Kompetenzen haben, denen die Schüler egal sind, die nicht erreichbar sind, die veraltetes Material schicken oder Sonstiges, was in den Medien zu lesen ist.
Es trifft einen! Es trifft mich, die versucht hat, 3 Kinder alleine Zuhause zu beschulen und gleichzeitig ihre Klassen und Teams ebenso aus dem Home Office betreut hat. Vor allem war es mir wichtig, in persönlichem Kontakt mit meinen Schülern zu stehen und Arbeitsmaterialien sowie Unterricht zu „liefern“, der Mehrwert bietet, Selbständigkeit und Freude beim Fremdsprachen lernen fördert, jeden anbindet und abholt sowie mit einfachen, aber modernen digitalen Möglichkeiten umsetzbar ist.
Lehrer werden oft zu Projektionen von vielen unterschiedlichen Quellen wie Schüler, Kollegen, Schulleitung, Schulorganisation, Kultusministerium, Eltern, Freunden und Familie. ALLE wissen es besser! ALLE erwarten etwas! Und der EINZELNE LEHRER soll es bitte alles perfekt umsetzen, sodass JEDER zufrieden ist. Was und wer bleibt dabei auf der Strecke? Diese Rechnung geht nicht auf!
Dieser Erwartungsdruck ist oft an Zeitdruck gekoppelt! Das heisst, bei dem Versuch, allen Anforderungen und Erwartungen gerecht zu werden, fühlen wir Lehrer uns wie in einem Hamsterrad. Durch die vorgegeben zeitlichen Strukturen von Außen (Schultag, Stundenpläne, Pausenzeiten, Aufsichten, Konferenzpläne, Teamsitzungen …) müssen die offiziellen Vorgaben auch immer frist- und zeitgerecht umgesetzt werden. In der Menge, ist dies aber nur mit extremem Zeitdruck möglich, da sich die Problematik ja immer wiederholt und im Kreise dreht.
Wie nun aus diesem Hamsterrad, aus dem Gefühl „damit alleine zu sein“ ausbrechen?
Einige Jahre dachte ich, es läge an dem staatlichen Schulsystem und ich wollte aussteigen. In der Zeit habe ich mich mit freien Schulen beschäftigt, mein Montessori-Diplom gemacht und meine Kinder waren selbst an einer Montessori-Schule. Ich habe im In- und Ausland freie Alternativschulen besucht und hospitiert und sogar ein Schulkonzept geschrieben für eine „Freie Natur-Schule“, wie ich es damals nannte. Darüber kann ich gerne auch bald etwas mehr schreiben und dem Thema eigene Artikel widmen.
Aber als Fazit aus dieser „Neu-Orientierungs-Phase“ heraus nahm ich mit, dass ich genau da, wo ich gerade bin, hier und jetzt für meine Schüler einfach das Beste geben will und mich im System zusammen mit allen Akteueren weiterentwickeln möchte. In der Krise (2020, Corona) und nach meiner persönlichen „Lehrerkrise“ vor Jahren habe ich für mich eine Methode gefunden, die es mir ermöglicht, aus dem Gedankengefängnis auszubrechen.
Denn ich kann immer anfangen und Freiheit leben in mir selbst! Ich kann bei mir anfangen und an meinem Mindset arbeiten! Jetzt, sofort! Und das tue ich!
Ich brach aus dem Hamsterrad aus, indem ich mich nicht mehr als Opfer der Umstände, des Systems fühlte. Das war eine einfache, klare Entscheidung! Ich füllte meinen Ressourcen-Speicher auf und stabilisierte mich von Innen Stück für Stück. Natürlich hatte ich Inspiration und Hilfen auf diesem Weg, viele Bücher, Weiterbildungen und Menschen (Freunde, Familien, Therapeuten & Coaches) begleiteten mich.
Und nicht zuletzt hilft es einfach, sich zu vernetzen und somit den Gedanken aufzulösen, man sei damit alleine. Je gefestigter ich im Inneren wurde, desto leichter fällt es mir, mit meinen Kollegen offen zu reden und uns somit durch Verständnis zu stützen, aber auch gemeinsam zu überlegen, wie wir Schule umgestalten und an welchen (auch den kleinsten) Schrauben wir aktiv drehen können. Eine gute Community auch in den sozialen Netzwerken und über den Tellerrand hinaus, die uns zum Beispiel ermöglicht uns auszutauschen, wie es in anderen Ländern läuft. Oder zuzulassen, dass Experten aus anderen Fachbereichen (Sozialpädagogik, Psychologie, Lerntherapie, Hirnforschung …) sowie andere, alternative sowie ganzheitliche Ansätze unseren Horizont öffnen.
Ich habe gelernt, dass in den Krisen und Umbruchphasen (und darin befindet sich für mich nun einmal Schule an sich), eine Gemeinschaft, ein Miteinander wichtig ist und uns ungemein stärkt.
Deshalb bin ich so froh, dass diese Arbeit mit „Authentisch lehren & leben“ auf dem Blog, in den sozialen Medien und besonders in der Facebook-Gruppe ein Forum bietet, für Austausch, Unterstützung und Kreation.
Und ich gehe einen Schritt weiter, wenn mein Online-Kurs „Gelassen unterrichten – Meine innere Schatzkiste“ diesen Winter an den Start geht und genau das bietet. Nämlich in 4 Wochen Lehrerinnen unterstützt, ihre inneren Ressourcen aufzubauen und eine innere „Schatzkiste“ füllen um stressvollen Zeiten gelassen zu begegnen. Wir werden uns begleiten, in der Community unterstützen und austauschen und somit selbstwirksam, aktiv unsere Realität gestalten, also aus der Opferrolle heraus treten.
Du kannst dabei sein! Die Warteliste füllt sich schon!

Das Webinar am 01.11.2020, sonntags um 17 Uhr befasst sich genau mit diesem Thema: „Gelassen unterrichten“ in stressvollen Zeiten. Hier kannst du kostenlos viel Input und Impulse bekommen und wir werden eine Übung machen, die du direkt im Alltag anwenden kannst. Es wird eine Aufzeichnung und eine Zusammenfassung als PDF geben. Also ein wunderbarer Mehrwert für dich und vielleicht der erste Schritt zu mehr Selbstwirksamkeit in deinem Beruf. Der Link dazu ist hier:
https://authentisch-lehren.lpages.co/webinar-gelassen-unterrichten/
Im nächsten Teil dieses Dreiteilers betrachten wir die innere Haltung von uns Lehrern, die mit dem Druck von Außen verbunden, ein Konstrukt aus stressvollen Gedanken bis hin zu destruktiven Mustern im Verhalten auslösen kann. Also sei dabei und melde dich zu meiner Impuls-Post, sprich dem Newsletter, an!
Ich freue mich auf dich! Du bist ein Teil der Veränderung, wenn wir Schule „umdenken“, wenn wir authentischer lehren und leben.
Herzlichst, deine Kirsten
2 Gedanken zu „Lehrer sein – Unsere stressvollsten Gedanken“