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Was die Wespen uns lehren

Wespen im Sommer sind einfach nervig, sie schwirren überall herum, setzten sich auf den leckersten Kuchen und schwimmen in der Apfelschorle! Noch schlimmer ist es, wenn einer von uns in der Wiese auf sie tretet und gestochen wird!

Ich mochte nie Wespen! Ich fand sie gefährlich (mein Vater und einige gute Freunde sind allergisch auf sie) und unnötig. Ich sprach ihnen sogar ihre Existenzberechtigung ab, als sei ich die Göttin, die entscheidet, welche Insekten „gut“ und welche „böse“ sind.

Und dann kamen sie in einem Heer um uns eine Lektion zu lehren – nun, um ehrlich zu sein sehr viele Lektionen:

  1. Lektion: Eine Invasion als Besuch ansehen
  2. Lektion: Beobachten statt reagieren
  3. Lektion: Grenzen wahren und Raum geben
  4. Lektion: Friedlich zusammen leben = authentisch leben
  1. Lektion: Eine Invasion als Besuch ansehen

Frisch aus dem Urlaub vor 5 Wochen sperrte ich unsere Haustür auf und Schritt für Schritt liefen wir über eine Art Teppich aus toten Wespen. Meine 3 Kinder und ich waren sehr geschockt und der Anblick dieses Totenfeldes setzte uns zu. Dann kamen wir in unser Wohnzimmer und es brummte und summte in einer Ecke, die als Verkehrsschneise für einen Wespenstaat diente. Dieser hatte sich in unserer Abwesenheit in unserm Wohnzimmer ausgebreitet. Zeitgleich übrigens entwickelt, wie die Streitigkeiten mit unseren Nachbarn – also eine richtige Invasion von Streitkräften hatte in unserem Urlaub stattgefunden während wir nichtsahnend den Schwarzwald erkundet hatten.

Meine erste Reaktion, war Kampfansage! Ich staubsaugte alle toten Wespenkörper ein und saugte ihre Spuren weg so gut es ging. Ich stellte fest, dass ihr Nest mitten im Holzbalken des Wohnzimmers gebaut war (Blockbohlen-Holzhaus) und somit unmöglich es sofort zu entfernen, da giftige Dämpfe der herkömmlichen Methoden in den Wohnraum dringen würden.

Ich recherchierte und telefonierte mit dem Nabu und Schädlingsbekämpfungsfirmen. Und dann sprach ich mit dem wirklichen Experten, meinem ältesten Sohn, der meinte: „Mama, es gibt auch friedliche Wespen. Lass uns doch abwarten, was das Zusammenleben mit den Wespen uns ausmacht und erst dann entscheiden. Vielleicht stören sie uns nicht! Und dann können wir im Herbst, wenn das Nest verlassen ist, es immer noch entfernen und den Zugang / Hohlraum füllen.!“ Seine Idee wurde auf Seiten des Umweltschutzes bestätigt, immerhin sind Wespen geschützt und so entschieden wir uns erstmal für friedliche Koexistenz. Wir sahen die Wespen als Besucher und nicht als Feinde an. Und das führte uns zu Lektion 2.

  1. Lektion: Beobachten statt reagieren

Wir lebten mit den Wespen, sie mit uns. Was brauchten beide Parteien um friedlich miteinander zu sein? Jeden morgen nach dem Aufstehen fand ich tote Wespen am Boden der Fenster und der Terrassentür. Ich setzte mich dann mit meinem Kaffee an den Tisch neben dem Nest und schaute den Wespen zu. Sie flogen immer wieder gegen die geschlossenen Fenster oder das Fliegennest und konnten nicht nach Draußen. Also folglich waren von nun an die Fenster immer geöffnet und zur Zeit wegen der Hitze und einer guten Durchlüftung sogar ganz und auch alle Türen. Die Zahl der toten Wespen (und somit die Gefahr auf sie zu treten) verringerte sich.

  1. Lektion: Grenzen wahren und Raum geben

Seltsamerweise merkten wir nach einigen Tagen, dass die Wespen im Haus immer ihre eigene Route flogen und nicht in die Küche oder zu uns, wenn wir uns von ihrer Flugschneise fern hielten. Sie hatten ihren Teil des Wohnzimmers und wir unseren. Ich trank meinen Kaffee unbehelligt 2 Meter vom Nest entfernt und die Kinder aßen ihr Wassereis mit Blick auf ihren Landeplatz ohne jemals von den Wespen behelligt zu werden. Auch wenn es von vielen Menschen nur schwer zu glauben ist, niemand wurde attackiert oder gestochen in all` der Zeit, seitdem wir „zusammen“ wohnten.

  1. Lektion: Friedlich zusammen leben = authentisch leben

Dann wurden die Wespen meine Lehrmeister! Eines Tages lagen wir in etwa 5 Meter Entfernung auf der Couch im Kühlen während draußen die Sommerhitze flirrte, aßen Wassereis und beobachten die Fluglinie der Wespen. Mein Ältester philosophierte und sinnierte darüber, dass unser Zusammenleben mit den Wespen seit fast 2 Monaten gut funktionierte. Wir waren beide überrascht darüber, denn in den Foren und den Medien war immer wieder davon zu hören, wie „gefährlich, störend, zerstörend und nervig, bedrohlich“ sie seien. Und dass Schädlingsbekämpfungsfirmen sie sofort entfernen müssten! Das mag sicherlich in vielen Fällen auch stimmen und ich möchte unsere Methode auf keinen Fall verallgemeinern oder anderen empfehlen. Ich berichte nur davon, wie es für UNS möglich ist, wie wir AUTHENTISCH damit leben. Vielleicht haben wir wirklich eine sehr friedliche Art erwischt!

Als ich in einem Forum in den Sozialen Netzwerken von unseren Erfahrungen mit den Wespen berichtete, erntete ich unendlichen Shitstorm – wir seinen „krank, verantwortungslos“ und Schlimmeres … Manche Menschen sind hier sehr extrem in ihren Verurteilungen und Vorurteilen! Was sie sich nicht für sich selbst vorstellen können, „gönnen“ sie auch keinem Anderen! Sie fragten mich nach Beweisen! Als würden nur Fakten und Fotos belegen, was wir seit 6 Wochen hier leben!

Ich verzichtete auf die Diskussion in solch einem Forum und entschied mich dazu, diesen Artikel hier zu schreiben.

Was lehren uns die Wespen täglich?

Ich habe erkannt, wie wichtig Wespen für unser Ökosystem sind, denn auf unserer Terrasse haben sie unsere „verunglückten“ Würste komplett aufgefressen. Meine Kinder wussten schon, wie nützlich sie als Aasfresser sind, aber ich habe es erst verstanden, als ich sie beobachtete.

Wenn eine solche „Bedrohung“ in unserem Haus durch den Wechsel der Perspektive zu einem Geschenk wird, dann ist es möglich, dass wir dieses Beispiel auch auf andere Situationen beziehen können. Wir betrachteten nun unsere Probleme mit den Nachbarn mit der gleichen Leichtigkeit.

Was ist, wenn alle schwierigen Situationen, egal ob mit Mensch, Tier oder allem, was uns belastet – unsere Lehrmeister werden? Dann könnte ich jedes Problem annehmen und sagen:

„Ja, danke, dass du da bist, dass du mir das zeigst! Denn ich kann an dir wachsen! Ich nehme diese Herausforderung mit Freude und Hingabe an. Ich danke dir, für die Möglichkeit, dass ich hier meine Perspektive wechseln darf!“

Und wenn das der Fall ist, dann kann ich ja nichts anderes tun, als ein glückliches Leben zu führen! Dann habe ich einen Schlüssel für mein authentisches Leben gefunden, denn es gibt nichts, was mich wirklich bedrohen könnte. 

Ich kann meine Gedanken ändern!

Ich kann einen „Schädling“, eine „Gefahr“ wie diese Wespen umwandeln in ein Geschenk, in eine Chance innerlich zu wachsen.

Das ist befreiend, entlastend und führt mich zu innerem Frieden.

Herzlichst, Kirsten

2 Gedanken zu „Was die Wespen uns lehren“

  1. Was für ein schöner Text! Wer einmal Wespen dabei beobachtet hat, wie sie jeden Abend unterm Pavillondach aufräumen und dabei gelernt hat , dass die einzige „Bedrohung“ darin besteht, dass einem während dieses Aufräumens ein Fliegenbein auf den Teller fällt, kriegt automatisch auch schon eine andere Einstellung.

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